
Brecht!? Eine episch-musikalische Spurensuche….
3. Dezember 2025Aber bitte mit … Lehár.
Ein sahnig-operettiger Genuss mit Kammersängerin Romelia Lichtenstein
Impressionen von Michael Stolle
Das Operncafé entwickelt sich zu einem wirklichen Kulturzentrum der „kleinen Form“ für Kenner und Liebhaber. Nach dem Brecht-Abend und letzte Woche der „Mezzomania“ mit Julia Sokolnik konnte man jetzt Gesangskunst eines wirklichen Sopran-Stars erleben und gleichzeitig ein Stück Kulturgeschichte der Operette.
Es läuft ein unterhaltsames Programm ab mit einer plausiblen dramaturgischen Grundidee: Romelia Lichtenstein spielt die Witwe von Franz Lehár, die sich – in einem Wiener Café sitzend – der Zeit mit dem Komponisten und seiner für Sopran komponierten Weltschlager erinnert: „Lippen schweigen“, „Weibermarsch“, „Vilja-Lied“, „Liebe, du Himmel auf Erden“. Aber auch die Highliths von Lehárs Zeitgenossen bringt Kammersängerin Lichtenstein ausdrucksstark zu Gehör: „Ich bin verliebt“ von Nico Dostal, „Ich lade gern mir Gäste ein“ von Johann Strauß, „Ich schenk mein Herz“ von Carl Millöcker. Immer noch im Vollbesitz ihrer sängerischen und darstellerischen Präsenz, kann die Lichtenstein das Publikum im ausverkauften Operncafé begeistern. Ihr zur Seite sekundiert Patric Seibert als Oberkellner Leopold komödiantisch und stichwort-gebend im besten Wiener Dialekt – und serviert in der Pause Apfelstrudel mit Schlagsahne!
Tino Fiebig am Flügel begleitet wie gewohnt sensibel und stilvoll. Toni Burghard Friedrich inszenierte den Operettenabend vom Feinsten – eine Reverenz an die seit 30 Jahren unermüdlich auf der halleschen Bühne wirkende Romelia Lichtenstein. Der anwesende Roland Seiffarth, ehemals Chefdirigent der Musikalischen Komödie Leipzig, war des Lobes voll – ebenso wie das lange applaudierende Publikum, das als Zugabe Udo Jürgens’ Hit „Aber bitte mit Sahne“ erwirkte. Und die Mutter der Sängerin war glücklich…
MSt 28.11.2025




